Lampedusa statt Brüssel
(FAZ, 02.11.2024)
Gerhard Trabert hat den Einzug ins Europaparlament knapp verpasst. Der als Obdachlosenarzt bekannt gewordene Sozialmediziner aus Mainz setzt sich aber weiter für sozial Benachteiligte ein – und sieht seine Arbeit als Mission.
Zum Gesprächstermin fährt Gerhard Trabert mit dem Arztmobil vor. Am Morgen hat er seine Tour durch Mainz gedreht: aufsuchende medizinische Versorgung. Wohnsitzlose können sich bei ihm behandeln lassen und erhalten Medikamente. Der Verein, den Trabert eigens dafür gegründet hat, nennt sich „Armut und Gesundheit in Deutschland“ und ist unter anderem für jene Menschen da, die keine Krankenversicherung haben. Gewissermaßen als Nebenwirkung ohne Risiken bekommen sie einen Schub für ihr meist arg beeinträchtigtes Selbstwertgefühl. Trabert nimmt sich Zeit für sie, aller Prominenz zum Trotz, die er in den vergangenen Jahren erworben hat. […]
Statt zu Parlamentssitzungen begibt sich der 68 Jahre alte gebürtige Mainzer nun neben seinem Engagement für den Verein Armut und Gesundheit in Deutschland weiter zu den Hotspots der Fluchtbewegungen über das Mittelmeer.
Erst kürzlich hat er sich dort wieder an einer Mission beteiligt, bei der er einem Seenotretter half, Flüchtlinge aus dem Meer zu bergen und medizinisch zu versorgen. […]
„Es ist für mich unerträglich, wie über geflüchtete Menschen gesprochen wird, über das Thema Asylbewerber. Es ist ein Skandal, wie über Bürgergeldbezieher gesprochen wird“, sagt er. Es gebe Zahlen zu jenen Menschen, die in der Fluchtbewegung von 2015 nach Deutschland gekommen seien, die aufzeigten, in welchem Maße die Menschen bereits integriert seien in den Arbeitsmarkt. „65 Prozent zahlen in unser Sozialsystem ein, unter den Männern sind es 80 Prozent.“
Das entspreche auch seiner Erfahrung mit Bürgergeldbeziehern. Die Menschen wollten bis auf eine zu vernachlässigende Minderheit arbeiten. Die Zahlen zeigten, dass nur 1,3 Prozent sanktioniert würden. „Das können wir doch nicht einfach abtun mit dem Argument, dass unsere Behörden nicht durchgreifen.“ So wie derzeit über das Bürgergeld diskutiert werde, dränge das die Menschen in eine Ecke und frustriere sie, sagt Trabert.
Ihm fehle bei den demokratischen Parteien der Mut, dem eigenen Wertekompass weiter zu vertrauen, statt sich Positionen des rechten Rands zu nähern. „Ich kann die Angst vor der AfD verstehen“, sagt er. „Aber wenn wir historisch etwas gelernt haben, dann müsste es doch das sein: Ich darf nie einen Millimeter nach rechts gehen, weil das immer das Original stärkt und diese Ideologie und das, was dahintersteht.“ […]
„Menschlichkeit funktioniert anders und hat mit Hoffnung zu tun. Sonst ist humanitäres Denken nicht möglich.“
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Strafanzeige gegen Erdoğan: Gegen das Gefühl der Straflosigkeit
(nd, 02.11.2024)
Vereine stellen Strafanzeige wegen Kriegsverbrechen gegen türkischen Präsidenten Erdoğan
[…] Türkei bombardierte zivile Infrastruktur
Die Verbrechen, die zur Anzeige gebracht wurden, stammen aus dem vergangenen Jahr. Damals hatte die Türkei in mehreren Angriffswellen vornehmlich zivile Infrastruktur in der Region bombardiert. Dutzende Menschen kamen dabei ums Leben, mehrere Hunderttausend waren nach den Angriffen ohne Strom und fließend Wasser gewesen.
Dieses Vorgehen hält der Kölner Verein MAF-DAD – Verein für Demokratie und internationales Recht für völkerrechtswidrig und hat zusammen mit Unterstützerinnen Strafanzeige beim Generalbundesanwalt gestellt. Unter den Unterstützerinnen der Anzeige ist auch der Armut und Gesundheit e.V., welcher als Trägerverein das Kobanê Medical Center betrieb. Das Zentrum wurde bei einem Angriff am ersten Weihnachtsfeiertag 2023 vollständig zerstört. 3500 Personen pro Jahr versorgte die Einrichtung laut dem Arzt Gerhard Trabert, der selbst einige Male vor Ort war, vor ihrer Zerstörung. Gerade das angeschlossene Diabeteszentrum und das Kinderimpfzentrum haben wichtige Arbeit geleistet. Trotz der eindeutigen Kennzeichnung als zivile Einrichtung habe es die Türkei ins Visier genommen. […]
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Weihnachts-Wichtel-Warentauschtag bei KAW in Mainz
(Kreisverwaltung Mainz-Bingen, 06.11.2024)
[…] Jeder, der etwas gebracht hat, bekommt (wenn er/sie will) einen Stempelaufdruck. Mit diesem Stempel kann am Samstag kostenlos getauscht werden. Wer nichts abzugeben hat, bekommt den Stempel gegen eine Spende und kann sich damit auch auf Schatzsuche begeben. Das gespendete Geld gibt die KAW an den Mainzer Verein „Armut und Gesundheit e. V.“ des Arztes Dr. med. Gerhard Trabert. Er entwickelt und unterstützt Projekte, die die Gesundheitsversorgung armer und sozial benachteiligter, insbesondere wohnungsloser Menschen verbessern. […]
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https://www.mainz-bingen.de/de/aktuelles/meldungen/4302623118.php
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Sozialmediziner: Politik unternimmt zu wenig gegen Armut
(SR, 12.11.2024)
Rund jeder fünfte Saarländer lebt offiziellen Zahlen zufolge in Armut. Schon seit Jahren nehmen Armut und Wohnungslosigkeit im Saarland immer weiter zu. Das liege auch daran, dass die Politik zu wenig dagegen unternehme, kritisiert Sozialmediziner Gerhard Trabert im SR-Interview. […]
Auch Armut und Krankheit stehen oft in Verbindung und bedingen sich sogar gegenseitig. Wer zum Beispiel krank wird und seinen Job nicht mehr ausüben kann, erlebt oft einen sozialen Abstieg. Wer sich aufgrund seiner Armut keinen gesunden Lebensstil leisten kann, wird oft krank.
Gerhard Trabert ist Arzt für Allgemein- und Notfallmedizin sowie Buchautor und engagiert sich seit Jahrzehnten für arme und wohnungslose Menschen. Unter anderem hat er das sogenannte „Mainzer Modell“ entwickelt. Einer der Bestandteile ist eine bessere medizinische Versorgung von Wohnungslosen.
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Podiumsdiskussion: Armut macht einsam und krank
(VdK Hessen-Thüringen, 26.11.2024)
Immer mehr Menschen können ihr Leben nicht mehr eigenständig finanzieren. Über Armut gesprochen wird dennoch kaum. Der VdK-Bezirksverband Wiesbaden hat das Tabu-Thema in den Mittelpunkt einer spannenden Podiumsdiskussion gestellt.
Das Bürgergeld müsse eine gesunde und ausgewogene Ernährung ermöglichen, besonders für Kinder, fordert der Mainzer Verein. Jeder, der eine Brille brauche, müsse diese kostenlos bekommen. Wichtig sei auch die Abschaffung von Rezeptgebühren und Eigenbeteiligungen. Der Verein plädiert zudem für einen Stopp der Schließungen von Krankenhäusern, insbesondere im ländlichen Raum, und setzt sich für Ausbildungsinitiativen im Bereich Gesundheits- und Krankenpflege sowie für mehr Medizin-Studienplätze ein.
Der Vereinsvorsitzende Trabert warf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vor, die Auswirkungen von Armut auf Krankheit und vorzeitigen Tod zu ignorieren. Noch immer gebe es auch zu viele Menschen ohne Krankenversicherung. […]
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Rollende Praxis gegen Zwei-Klassen-Medizin
(nd, 27.11.2024)
Seit über 30 Jahren versorgt das Mainzer Arztmobil jene, die an den Hürden des deutschen Gesundheitssystems scheitern.
»Wenn ich freitags unterwegs bin – jeder wünscht mir ein schönes Wochenende. Und meint das auch so.« Gerhard Trabert lächelt zufrieden, wenn er über seinen Arbeitsalltag spricht. Dabei befasst er sich seit mittlerweile über 30 Jahren mit einem komplexen Thema der Sozialpolitik: Menschen mit unzureichendem Krankenschutz. Seit Mitte der 90er Jahre sucht er mit dem Arztmobil wohnungslose und armutsgefährdete Menschen in Rheinland-Pfalz auf, die anderenfalls schweren oder keinen Zugang zu adäquater medizinischer Versorgung hätten. […]
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Mainzer Arztmobil sichert Hilfe auf der Straße
(Katholische Hochschule Mainz, 27.11.2024)
„Viele gemeinnützige Organisationen haben zu wenig Budget, um ihre Projekte am Laufen zu halten. Fast immer gibt es eine Finanzierungslücke zwischen den benötigten Mitteln und den staatlichen Zuschüssen“, erklärt Antonia Schulte. Gemeinsam mit Magdalena Zacheja sammelt sie Spenden für den Mainzer Verein Armut und Gesundheit. Nach einem Praktikum in diesem Bereich las Magdalena das Buch „Der Straßen-Doc“ von Prof. Dr. Gerhard Trabert, der den Verein 1997 gründete – und war sofort Feuer und Flamme. „Also haben wir Kontakt aufgenommen, um das Arztmobil und damit direkte Hilfe auf der Straße zu unterstützten“, so die beiden Studierenden. Das Arztmobil ist eine mobile Arztpraxis, die speziell für die pflegerische, medizinische und sozialarbeiterische Versorgung von obdachlosen Menschen und anderen Bedürftige auf der Straße entwickelt wurde. „Viele Obdachlose kennen wir vom Sehen, treffen sie immer wieder – sie gehören zu unserer Stadt dazu. Deshalb möchten wir mit der Spendenaktion wohnungslose Mainzer*innen unterstützen, da ein zentrales und niederschwelliges System zur Hilfe absolut notwendig ist“, ergänzt das Projektteam.
Die Spenden für das Arztmobil werden für die Versorgung wohnungsloser Menschen in Mainz und Umgebung verwendet. […]
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https://www.kh-mz.de/nachricht/wohnzimmerspendenaktion-2024
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Migrantenmedizin: Kulturelle Vielfalt und Kommunikation
(Landesärztekammer Hessen, 28.11.2024)
Nachdruck aus dem Ärzteblatt Rheinland Pfalz, 10/2024, S. 17–19. […]
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Gesundheit. System. Wechsel.
(Kathrin Vogler, MDB, 29.11.2024)
[…] Zum Auftakt zeigten der Sozialmediziner Prof. Gerhard Trabert, Dr. Nadja Rakowitz vom vdää* und unsere Abgeordneten Heidi Reichinnek und Ates Gürpinar ganz klar auf, welche dramatischen Auswirkungen unser ökonomisiertes Gesundheitssystem auf den Krankenhaus- und Pflegebereich hat. Sie waren sich einig: Statt Fallpauschalen, die zu Profitgier anstacheln, brauchen wir ein solidarisches Prinzip der Kostendeckung. Gesundheit ist keine Ware! […]
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